Vaillant Group
Der Hof Bockum ist in vielerlei Hinsicht besonders. Kinder trifft man in diesem SOS-Kinderdorf beispielsweise nur selten an, denn: Hier leben und arbeiten gut hundert erwachsene Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. Für Wolfgang Glauser und sein Team sind sie keine Beschäftigten einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung – sondern Kolleginnen und Kollegen. Diese besondere Augenhöhe zieht sich durch alle Bereiche. Es gibt Gremien wie den Werkstattrat oder Frauenbeauftrage, wo die Bewohnerinnen und Bewohner des Hofes ihre Anliegen zur Sprache bringen können und Gehör finden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Hof Bockum begleiten sie auf ihrem Weg zu sozialer und beruflicher Teilhabe. Auf dem Hof gilt das besondere Prinzip der Hausgemeinschaften. Hauseltern leben mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zusammen. Ein Teil des Elternpaares ist mit der pädagogischen Betreuung innerhalb der Hausgemeinschaft betraut, der andere arbeitet mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in einem der verschiedenen Arbeitsbereiche zusammen. Es gibt viele unterschiedliche Arbeitsbereiche, um den individuellen Bedarfen und Neigungen der Bewohnerinnen und Bewohnern zu entsprechen. Die Landwirtschaft, die Gärtnerei und die Käserei produzieren nach BIOLAND Richtlinien. Rund hundert Arbeitsplätze gibt es auf dem Hof und außerhalb bei regionalen Betrieben.
Teilhabe und Selbstbestimmung
Mit den Arbeitsbedingungen in Hof Bockum ist Wolfgang Glauser sehr zufrieden: „Wir profitieren davon, dass wir ein Teil von SOS-Kinderdorf sind. Und von Kooperationen, wie jener mit der Vaillant Group zum Beispiel. Diese Organisation und diese Unterstützung schaffen natürlich Raum und Möglichkeit – und das macht die Arbeitsbedingungen deutlich besser.“ Michael Grebe, Bereichsleiter Arbeit, stimmt zu und ergänzt: „Das Recht auf Teilhabe und Selbstbestimmung ist uns sehr wichtig. Wir entwickeln vielfältige Angebote, um dies zu ermöglichen. Gemeinsam gestalten wir die Entwicklungsprozesse und stärken eigenverantwortliches Handeln wo immer das möglich ist, oder bieten erforderliche Hilfen. Die Phase der Berufsfeldorientierung kann ein bis zwei Jahre dauern und die berufliche Neigung kann sich auch später noch einmal verändern.“
Ein besonderer Arbeitsbereich auf dem Hof Bockum ist die Versorgung der insgesamt 40 Milchkühe, sagt Wolfgang Glauser: „Für ein Lebewesen zu sorgen, damit es ihm gut geht, eine Beziehung aufbauen – das ist für viele eine gute Erfahrung“. Das Team kümmert sich um das Vieh und sorgt für Futteranbau und -verarbeitung sowie für genügend Stroh und Heu. Die Beschäftigten verarbeiten Wiesengras zu Futter und Milch zu Käse.
In der Region verankert
Die Produkte und Dienstleistungen des Hof Bockum werden in der Nachbarschaft geschätzt und nachgefragt. Die Milch vom Hof Bockum hat sogar schon einmal einen Preis für die „beste Milch in der Region“ erhalten. In der Region ist die Einrichtung fest verankert, man kennt sich. Der Hof öffnet sich den Menschen aus der Region und lädt sie zu sich ein. An 365 Tagen im Jahr werden die hofeigenen Produkte in einem „Regiomaten“ angeboten – einem Verkaufsautomaten, in dem regionale Produkte verkauft werden. An zwei Tagen in der Woche verkaufen die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Hof Bockum Milchprodukte und Gemüse. Am Erntedankfest dekorieren sie die Kirche in Amelinghausen – und wenn das regionale Heideblütenfest gefeiert wird, dann nehmen alle Bockumer am Festumzug teil. „Teilhabe und Inklusion heißt für uns nicht nur unbedingt: Wir müssen raus zu den anderen. Sondern auch: Wir holen unser Umfeld zu uns. Bei unserem jährlichen Hoffest Ende Juni heißt das, wir begrüßen hier bis zu 3.000 Gäste“, sagt Wolfgang Glauser.