Wie geht es Valentyna inzwischen?
Gruner: Ich habe den Eindruck, dass sie angekommen ist. Sie sorgt liebevoll für ihre drei Pflegekinder, zwei davon haben eine leichte geistige Behinderung. Sie hat zuletzt sogar zwei weitere Kinder, die ohne elterliche Fürsorge sind, in ihre kleine Familie aufgenommen. Wenn wir davon sprechen, dass unsere Hilfe Kreise zieht, denken wir an Menschen wie Valentyna. Die helfen, wenn man ihnen hilft. In diesem Lichte ist auch die Heiztechnikspende der Vaillant Group zu sehen. Valentyna und ihre Kinder sind unter den ersten, die die Vaillant-Wärme in Brovary spüren.
Schiedeck: Das ist eine Geschichte, die Grund zur Hoffnung macht. Auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellt die Situation eine enorme Belastung dar. Wir telefonieren wöchentlich mit unseren Kolleginnen und Kollegen vor Ort, schauen, wie wir sie und ihre Familien im Alltag unterstützen können. Ich schätze das Team um unseren Länderchef Alexander Rohn sehr, das seine Arbeit trotz aller Widrigkeiten mit großer Leidenschaft fortsetzt.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie als Kinderrechtsorganisation in der Ukraine?
Gruner: Wir haben direkt nach Kriegsausbruch ein umfassendes Hilfsprogramm gestartet. Betroffene Kinder und Familien erhalten Unterstützung bei der Evakuierung und Unterkunft. Wir versorgen sie mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Decken und Medikamenten. Unterstützen elternlose Kinder und besonders bedürftige Familien, leisten psychologische Soforthilfe und Traumabehandlung, bieten Bildungsmaßnahmen für Kinder an, die in Sicherheit sind. Bei allen Erfolgen ist aber klar: In den Irrungen des Krieges leiden Kinder ganz besonders. So werden ukrainische Kinder systematisch aus ihrer Heimat nach Russland verschleppt. Die offiziellen Zahlen gehen von aktuell 20.000 Kindern aus, die inzwischen in Russland leben. In den letzten Monaten ist es unserem ukrainischen Team gelungen, erste Kinder zurückführen und mit ihren Familien zu vereinen. Das ist sicher nur ein Anfang. Am Ende kommt es auf das Wohl jedes einzelnen Kindes an.
Schiedeck: Kinderschutzverletzungen, die sogar unter dem Dach der SOS-Kinderdörfer stattfinden konnten, zeigen, wie wenig international verbriefte Rechte von Kindern und Jugendlichen in vielen Teilen der Welt heute geachtet werden. Als Unternehmen sind wir uns der schwierigen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen bewusst, unter denen SOS-Kinderdörfer agiert. Gleichzeitig haben wir in unserem Austausch betont, wie wichtig vollständige Transparenz bei der Aufarbeitung der Fälle ist.
Gruner: Diese Verantwortung nehmen wir als weltweit aktive Kinderrechtsorganisation sehr ernst. Ich stehe als Vorständin persönlich für den Weg der Transparenz und Konsequenz. Wir fahren eine klare Null-Toleranz-Strategie in der Frage von Kinderschutzverletzungen innerhalb unserer Organisation. Jeder Fall ist einer zu viel. Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren daran, den Kinderschutz zu stärken. So haben wir alle Mitarbeiter und Führungskräfte zum Thema Kinderschutz geschult und unsere Kinderschutzrichtlinien weiterentwickelt und verschärft. Das gilt auch für unsere Besucherrichtlinien. Wir glauben fest an die Mission der SOS-Kinderdörfer und werden alles uns Mögliche tun, um einen lückenlosen Kinderschutz sicherzustellen.