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Warum kommt jemand auf die Idee, eine Ruine aus dem 15. Jahrhundert zu renovieren, um sie zu einem Zuhause zu machen? … Wegen der Familie!
Im Herzen von Neapel liegt eine grüne Oase; in der sogenannten Oberstadt, der Vomero, im 13. Stadtteil der süditalienischen Hafenstadt. Auf die Unterstadt, die antike Stadt Napoli, hat man von hier aus einen fantastischen Blick, ebenso auf den Golf von Neapel, den Hafen und das Meer. Hoch über dem Meer, alles überragend, steht auf dem Vomero-Hügel das Castel Sant‘Elmo, etwas darunter liegt der Klosterkomplex Certosa di San Martino. Irgendwo dazwischen eine Ruine aus dem 15. Jahrhundert.
Vomero and Napoli have been connected by funicular railway, the Funicolare, since the 19th century. Before then, Vomero could only be reached on foot via a series of stairs. These are still the only two ways of arriving at the complexes at the top of Vomero hill to this day. The same goes for Umberto’s house, which he bought 25 years ago. He still lives there today, together with his children and grandchildren, a family of three generations. A little rental house to his left is home to his son Giovanni together with his wife Janine and two-year-old Umberto Rio. To his right: a former ruin that no one ever imaged would be inhabited again.
Warum kommt jemand auf die Idee, eine extrem marode Ruine zu kaufen und zu restaurieren? Diese Frage wurde Giovanni mehrfach gestellt. „La famiglia“ ist seine Antwort, aber dahinter steckt noch viel mehr.
Wie alles begann: Seit seiner Kindheit ist Giovanni von Pflanzen fasziniert, hatte mit vier Jahren bei „mamma“ schon ein Stückchen ihres Gemüsegartens, um Kürbisse zu säen, sie wachsen zu sehen und dann zu ernten. In der Familie war ein Gemüsegarten für die Selbstversorgung eine Selbstverständlichkeit.
Als sein Vater das Haus auf der Vigna di San Martino, einem Weingut unter der Certosa di San Martino auf dem Vomero-Hügel, kaufte, war er 15 Jahre alt. Für Giovanni bedeutete das: sieben Hektar Weinberge um ihn herum, Olivenhaine, Zitrusbäume und Bauern, denen er helfen und von denen er lernen konnte. Der Weg dorthin führte immer über die Ruine. Schon damals sagte er sich: „Hier möchte ich wohnen, wenn ich eine Familie habe.“
Mit dem Studium der Botanik folgte Giovanni seiner Leidenschaft. Danach trat er in die elterliche Firma ein, und berufliche Reisen führten ihn um die Welt. In Südamerika lernte der Italiener seine heutige Frau Janine kennen, eine Deutsche mit portugiesischen Wurzeln. Zurück in Italien blieb die Suche nach einem passenden Haus oder einer Wohnung mit Garten zwei Jahre erfolglos. „In Neapel ein Haus mit Garten zur freien Gestaltung zu finden – nahezu unmöglich“, erklärt Janine. So fasste Giovanni einen Entschluss: „Zeit, Träume wahr werden zu lassen.“
Giovanni startete ein Renovierungsprojekt, das seinesgleichen sucht. Nachdem er sich bei Architekten, bei Ingenieuren, dann noch bei Historikern und zu guter Letzt bei Juristen vergewissert hatte, dass die Ruine neben seinem Elternhaus trotz hoher Auflagen des Denkmalschutzes restaurierbar sei. Dann kam die böse Überraschung: „Wir durften die Ruine zwar nach strengen Vorgaben restaurieren. Aber nur bewohnen, wenn wir nachweisen konnten, dass sie zuvor schon einmal als Wohngebäude gedient hat“, berichtet Janine. Nach sechsmonatiger Recherche in alten Dokumenten war das Gesuchte tatsächlich gefunden: Mönche des Klosters hatten die Ruine als Herberge genutzt, und auch eine Familie Mandara hatte sie einst bewohnt.
Als Architekten konnte das Ehepaar Antonio Gravagnuolo gewinnen. Ein Fachmann mit umfangreicher Erfahrung im Aufbau von denkmalgeschützten Gebäuden. Eines seiner größten Projekte: der Wiederaufbau des mittelalterlichen Dorfs Castello di Postignano in Umbrien, das bei einem Erdbeben komplett zerstört wurde.
Bei der Restaurierung der Ruine galt es, die Herausforderungen des Denkmalschutzes, aber auch die spezielle Lage im schlecht zugänglichen Weinberg zu meistern. So musste der Wiederaufbau der Ruine in der exakt gleichen Bauweise erfolgen mit den exakt gleichen Materialien. Das bedeutete: Wo Steine von Rundbogen der Fenster und Durchgänge oder der Wände voneinander getrennt wurden, mussten sie nummeriert werden, damit sie später wieder genau wie vorher zusammengesetzt werden konnten. Ungeachtet der Tatsache, dass sie anschließend verputzt wurden (gemäß Denkmalschutz mit einem komplett natürlichen Kalk-Sandstein-Gemisch). Spätestens jetzt war klar: Es wurde ein Bauleiter benötigt. Also kündigte Bauherr Giovanni seine Arbeitsstelle und nahm sich ein Jahr „Bauzeit“.
Eine tägliche Herausforderung auf der Baustelle: der Transport der Baustoffe und Produkte. „Es gibt keine Straße, die direkt zu unserem Anwesen führt“, erläutert Giovanni. Die Seilzugbahn war keine Option. Das gesamte benötigte Material 150 Stufen hochzutragen ebenfalls nicht. Die Bauherren mieteten sich ein spezielles Kettenfahrzeug, mit dem man Treppen hochfahren kann. „Während der ganzen Bauzeit war immer eine Person damit beschäftigt, runter- und hochzufahren“, berichtet Giovanni.
Ein paar Kilo weniger waren dann zufällig möglich. Denn einige historische, originale Bodenfliesen wurden unerwartet beim Graben in der Erde entdeckt und konnten heil geborgen werden. Die bunten Fliesen mit typisch neapolitanischen Mustern fügen sich heute in die Innenarchitektur. Bei Erdarbeiten fand man zudem Hunderte Apothekerfläschchen aus braunem, grünem und weißem Glas. Damit war herausgefunden, dass die Ruine von den Mönchen des Klosters irgendwann auch einmal als Apotheke genutzt worden war. Aufwendig gesäubert dienen die kleinen Fläschchen nicht nur als historische Erinnerung, sondern werden auch dekorativ auf Regalen in der Küche sowie als kleine Vasen genutzt und stellen so heute einen lebendigen Bezug zur historischen Vergangenheit der ehemaligen Ruine her.
Ihrer naturverbundenen Lebenseinstellung entsprechend stand für Janine und Giovanni fest: Ihr neues Heim soll energieeffizient und nachhaltig sein, mit umweltschonender Technik für die Beheizung und Kühlung, die Warmwasserbereitung und die Stromerzeugung. Denkmalschutz und innovative Haustechnik galt es optimal zu verbinden. Architekt und Innenarchitekt machten Vorschläge. In dieser Zeit entstand ein Kontakt zu Vaillant in Italien.
Für warmes Wasser sorgt zusätzlich die thermische Solaranlage.
Bei Vaillant bekam der Bauherr eine umfassende Beratung. Fabio Gallucci, Product Marketing Manager in der italienischen Vertriebsgesellschaft, erinnert sich: „Wir haben den Bauherren geholfen, ein ihren Wünschen entsprechendes System zusammenzustellen. Es gibt immer verschiedene technische Möglichkeiten. Die individuellen Anforderungen des Projekts sind ausschlaggebend. Energieeffizienz und niedrige Betriebskosten stehen dabei jedoch stets im Fokus.“
Die Wahl fiel schließlich auf ein Hybridsystem, das eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, frei von CO₂-Emissionen, mit einem Gas-Brennwertgerät kombiniert. Für warmes Wasser sorgt noch zusätzlich eine thermische Solaranlage, deren Solarkollektor an einer unauffälligen Stelle im Garten platziert wurde. „Jederzeit viel und lange warmes Wasser zum Duschen zu haben, ist uns wichtig.“ Bauherrin Janine weiß, dass ihr Warmwasserverbrauch überdurchschnittlich ist. Das liegt zum größten Teil daran, dass sie gern und oft Gäste aus ihrem großen und internationalen Familien- und Freundeskreis im Haus hat.
„Die Vaillant Lösung hat uns aufgrund ihrer ökologischen und ökonomischen Vorteile überzeugt“, erläutert Giovanni. „Die meiste Zeit des Jahres übernimmt die Wärmepumpe die Beheizung der Räume. Wenn die Umweltwärme im Winter nicht mehr ausreicht, benötigen Wärmepumpen zusätzlich Strom. Nicht unsere Anlage. Sie schaltet dann automatisch das Gas-Brennwertgerät zu. Sehr wirtschaftlich, denn die Kosten für das Gas sind günstig. Auch die CO₂-Bilanz ist unter dem Strich besser, trotz des fossilen Brennstoffs – wenn man bedenkt, wie viel CO2 in Italien bei der Stromproduktion anfällt.“
Von der komfortablen Steuerung des gesamten Heiz- und Kühlsystems waren die Bauherren ebenfalls angetan. „Wir können alles von zu Hause aus und jederzeit über eine WLAN-Verbindung programmieren und steuern.“
„Leider lassen die derzeitigen Bestimmungen des Denkmalschutzes Solarzellen zur Stromerzeugung nicht zu“, berichtet die Bauherrin. „Aber das kann sich ja auch mal ändern. Unser System ist schon heute so ausgerichtet, dass es mit einer Photovoltaikanlage erweitert werden kann.“
Die Wärmeverteilung in den Räumen erfolgt über eine Fußbodenheizung. Da man mit modernen Wärmepumpen nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann, wurden entsprechende Gebläsekonvektoren in die Decke eingebaut. Lediglich die Lüftungsgitter sind sichtbar. „Somit mussten wir für die Kühlung der Räume an sommerlich heißen Tagen nicht zusätzlich eine kostenintensivere Klimaanlage installieren lassen.“
Kreativität bewiesen die Bauherren bei der Platzierung des Gas-Brennwertgeräts. Es wurde draußen unter der Terrassentreppe installiert, anschließend ummauert und mit einer Tür versehen, um es vor Witterungseinflüssen zu schützen. „Dadurch haben wir mehr Wohnraum.“
In Süditalien steckt die Nutzung alternativer Energien noch in den Kinderschuhen. Giovanni: „Vaillant hat uns individuell und sehr ausführlich beraten. Aber Vaillant beschäftigt keine ausführenden Installateure. Und Wärmepumpen sind in Süditalien nicht an der Tagesordnung. Wir mussten erst einmal einen Installateur finden, der so etwas einbauen kann.“ Sein Ehrgeiz war geweckt. Und schließlich wurde nach Rücksprache mit Vaillant ein kompetenter Installateur aus der Region dafür gefunden.
Zumindest bei der Innenarchitektur gewährte der Denkmalschutz den Bauherren relativ viel Entscheidungsspielraum. Dennoch wollten sie auch im Innenbereich alte Strukturen und neue, moderne Elemente verbinden. Mit Farben, passend zur Natur der Weinberge. Ecken und Nischen der alten Wände dienen funktional als Sitzgelegenheiten oder maßgefertigte Regale. Während des gesamten Projekts war den Bauherren auch immer wichtig, dass regionale und traditionelle Materialien und Lieferanten einbezogen wurden.
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit, war es dann so weit. Die junge Familie konnte endlich in ihre denkmalgeschützte restaurierte Ruine einziehen. Inklusive Garten zum Tomatenanpflanzen und gärtnerischen Austoben – und der Hoffnung, irgendwann das autarke Wohnen über Solarstrom ohne Hinderung durch den Denkmalschutz weiter ausbauen zu dürfen. Denn (auch) dafür sind die Bedingungen im sonnigen Süditalien optimal.